Depeche Mode - Behind the Scenes

Interview Nr. 2
Mit Anne Haffmans, Labelmanagerin von Mute Germany - und darüber hinaus: geschätztes Bindeglied zwischen Depeche Mode, Mute Records und den deutschen Fans.


DM-Tour:
Hallo Anne, freut mich sehr, dass du mir ein paar Fragen zum Thema "Depeche Mode & Berlin" beantworten möchtest. Wann und zu welchen Anlass hast du die Band denn zum ersten Mal in Berlin getroffen? War das noch vor dem Mauerfall?

Anne Haffmans:
Hallo Christian! Das war acht Jahre nach dem Mauerfall, Ende Juli 1997, als ich das erste Mal mit Depeche Mode in Berlin war. Ich habe damals in Stuttgart gearbeitet und die Band in Berlin getroffen, da ich die Goldverleihung für das Album "Ultra" mit dem Fernsehsender RTL organisiert habe, der zu dieser Zeit unser TV-Partner war. Am nächsten Tag waren wir dann alle auf demselben Flug nach London, weil die Band nach England zurückflog und Mute eine Veranstaltung mit KLF im Londoner Barbican Centre hatte. Problem war: in der Nacht zuvor war Lady Diana tödlich verunglückt und die Veranstaltung ging in der allgemeinen Massentrauer in England komplett unter. Aber das war mein erstes Mal mit DM in
Berlin - in dem alten Hotel neben dem Dom, wo die Band auch schon zu ihrem legendären Konzert in
der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle abgestiegen war.

DM-Tour:
Du lebst mittlerweile seit vielen Jahren in der Hauptstadt. Was ist das Besondere an der hiesigen DM-Fankultur?

Anne Haffmans:
Die scheint noch krasser zu sein als anderswo. Ich habe jedoch zu wenig Berührung damit, um das wirklich einschätzen zu können. Aber selbst die Sprechstundenhilfe meiner Ärztin und die Köchin der Kita meiner Tochter sprechen mich auf die Band an, weil sie meinen Namen kennen und wissen, dass ich mit Depeche Mode gearbeitet habe.

DM-Tour:
Hattest du schon einmal das Vergnügen, Depeche Mode - so ganz im Sinne einer "Einheimischen" - durch Berlin zu führen?

Anne Haffmans:
Wir haben mal für einen Echo-Auftritt in den Hansa-Studios geprobt - da hat MIR die Band eine kleine Einführung in Berlin zur Vorwendezeit gegeben. Ansonsten habe ich jeweils nur die Gattinnen oder Freundinnen durch Berlin geführt, weil die Bandmitglieder anderweitig beschäftigt waren.

Depeche Mode und ihr Team am Rande der Echo-Verleihung 2009 (v.l.n.r.):
Alexandra Dörre (Another Dimension), Andy Fletcher, Martin Gore, Anne Haffmans (Mute),
Dave Gahan, Roland Fetzer (EMI) sowie Jonathan Kessler, Manager der Band (Foto: Heiko Meyer)

DM-Tour:
Wie schätzt du - am Beispiel von Berlin - das historische Interesse der Bandmitglieder ein?

Anne Haffmans:
Gegen null tendierend - mit Ausnahme von Fletch, der offenbar in der Schule im Fach Geschichte aufgepasst hat.

DM-Tour:
Als Bindeglied zwischen Mute Records und den DM-Fans genießt du mittlerweile Kultstatus. Welche Erwartungen sind mit dieser Rolle verbunden?

Anne Haffmans:
Ich sehe mich nicht in dieser Rolle, aber generell erwarten viele Fans, dass ich auch Fan wäre und alles über Depeche Mode weiß, was nicht stimmt. Insofern erwarten die meisten Fans zu viel von mir. Als Bindeglied zwischen Mute und der Band bin ich auch nicht allein, sondern da gibt es vor allem Daniel Miller und meine englischen Kollegen, wobei die Band in UK natürlich einen ganz anderen Status hat. Insofern bin ich als Mute-Mitarbeiter irgendwie auch Depeche-Mode-Experte.

DM-Tour:
Gab es während der Zusammenarbeit mit Depeche Mode häufig persönlichen Kontakt zu den Bandmitgliedern oder liefen die meisten Angelegenheiten über das Management? Wer ist heute dein Hauptansprechpartner?

Anne Haffmans:
Persönlichen Kontakt zur Band gibt und gab es nur, nachdem ich die entsprechenden Gelegenheiten, wie Promo-Touren, Konzerte oder Pressekonferenzen mit dem Management koordiniert hatte. Zu allen drei jetzigen Mitgliedern habe ich keine persönlichen Beziehungen, die über eine der Gelegenheiten hinausgehen, wohingegen ich mit Alan Wilder sehr gut befreundet bin und ihn und seine Familie auch regelmäßig besuche oder von ihnen besucht werde.

DM-Tour:
Gehst du hin und wieder als "gewöhnlicher" Gast zu Depeche-Mode-Konzerten? Und welches Berlin-Konzert ist dir am meisten in Erinnerung?

Anne Haffmans:
Ja, aber früher nur im Ausland, wo ich dann nicht arbeiten musste. Mittlerweile, da ich ja offiziell nicht am neuen Album mitarbeite, auch in Deutschland. Von den DM-Konzerten in Berlin sind mir am meisten die Auftritte in der Waldbühne in Erinnerung geblieben.

Unvergesslich - Depeche-Mode-Konzerte in der Berliner Waldbühne
(Foto: Times / Copyrights)

DM-Tour:
Wenn du die Setlist von Depeche Mode mitbestimmen dürftest - welche drei Songs würdest du dir spontan von Martin wünschen?

Anne Haffmans:
Ich würde mir wohl Songs von den beiden Couterfeit-Alben wünschen.

DM-Tour:
Was war dein verrücktestes Erlebnis mit Depeche Mode in Berlin?

Anne Haffmans:
Die Pressekonferenz zur "Tour of the Universe" im Olympiastadion, als die Band meine damals vier Monate alt Tochter gebabysittet hat, während ich mich um 1.000 Fans gekümmert habe, die ich zu der PK eingeladen hatte. Problem dabei war: die Liste der Fans war nur unvollständig ausgedruckt und am Einlass herrschte Chaos. Lustig war auch, als der Besitzer eines Nobelrestaurants, von dem ich den ganzen Abend dachte, er sei der Kellner, mich beim Bezahlen der Rechnung fragte, ob es OK wäre, wenn er die Band um ein Autogramm und Foto bitten könnte.

DM-Tour:
Gibt es Orte, die die Band bei Aufenthalten in der Stadt immer wieder gern besucht? Und existieren noch viele persönliche Bindungen aus der Zeit in den Achtzigern?

Anne Haffmans:
Immer wieder gerne besucht Martin Gore den analogen Synth-Laden SchneidersBuero. Persönliche Bindungen zu den achtziger Jahren stiften zum Beispiel Gudrun Gut und Thomas Fehlmann.

DM-Tour:
Spricht Martin Gore eigentlich gern Deutsch oder holt er dieses nur zu besonderen Anlässen heraus? Wie verhält es sich mit den Deutschkenntnissen der übrigen Bandmitglieder?

Anne Haffmans:
Martin sprach immer gern Deutsch, wenn er sich mit Daniel Miller - der übrigens auch sehr gut Deutsch spricht - über Fußball unterhalten hat. Und wenn er betrunken war, was ja seit über sechs Jahren nicht mehr der Fall ist. Die anderen Bandmitglieder sprechen keine Fremdsprachen.

DM-Tour:
Wenn du mit Dave Gahan fachsimpeln würdest - über welche Themen wäre das?

Anne Haffmans:
Über gesunde Ernährung und Kindererziehung.

DM-Tour:
Im Rahmen der Berliner DM-Stadtrundfahrt zelebrieren Fans offen ihre Hochachtung für die Band. Haben sich Depeche Mode mit ihrer Rolle als "Halbgötter in Schwarz" abgefunden?

Anne Haffmans:
Ich glaube, die Band wird sich damit nie abfinden. Es befremdet sie noch immer, da sie sich als ganz normale Individuen verstehen, denen diese Rolle - in der Bandkonstellation als Depeche Mode - von den Fans zugeschrieben wird.

DM-Tour:
Abschließend noch ein Blick in die Zukunft: Gibt es Veränderungen, die Depeche Mode guttun würden? Und wo siehst du die Band in fünf Jahren?

Anne Haffmans:
Puh, schwere Frage. Ich würde mir wünschen, dass DM auf Tour das Schlagzeug loswerden würden. Das braucht kein Mensch - obwohl mir der liebe Christian Eigner sehr fehlen würde. Aber es ist nicht an mir, zu sagen, welche Veränderungen der Band gut täten. Meiner Meinung nach funktionieren Depeche Mode unter anderem deshalb so gut, weil es wenig Veränderungen gibt.

DM-Tour:
Vielen Dank für deine Zeit - und das tolle Interview!

Anne Haffmans:
Sehr gerne.


Interview: © 2014 Christian Haase (DM-Tour).

Berlin & Depeche Mode sind eng miteinander verbunden - wie die nachfolgenden Interviews zeigen:
Berliner Anekdoten, Sightseeing
und Musik - das sind die Highlights der DM-Tour. [mehr]
Die nächsten Fan-Rundfahrten starten im Juni sowie im Oktober 2024. [mehr]
Alte Liebe:
Depeche Mode
und Berlin [mehr]
Der reguläre Ticketpreis beträgt 32,00 EUR. Für Gruppen ab sechs Personen gibt es Rabatt. [mehr]
Tickets für die DM-Stadtrundfahrt können direkt über unsere Website gebucht werden. [mehr]
DM-Tour, Christian Haase  |  Telefon: +49 30 51637493  |  Fax: +49 30 62985240  |  E-Mail: info@dmtour.de