Depeche Mode - Behind the Scenes

Interview Nr. 4
Mit Nik Page, musikalischem Tausendsassa und Gründungsmitglied der Synthie-Pop-Band Blind Passengers.


DM-Tour:
Hallo Nik, die Ereignisse des Monats April werfen schon heute ihre Schatten voraus - zum einen werden Depeche Mode wieder ins Studio gehen, um an einem neuen Album zu arbeiten. Zum anderen steuert Berlin auf sein nächstes Highlight in Sachen Pop & Wave zu. Genauer gesagt auf das SinCity-Festival, welches am 29. und 30. April 2016 im Frannz-Club seine Tore öffnet. Kannst du mir mehr zu dem geplanten Event verraten?

Nik Page:
Hallo Christian! Die Grundidee von "SinCity" ist ein Festival mit elektronischer Musik, bei dem vorrangig Bands aus Berlin und Umgebung - ich selbst bin ja Randberliner - auf der Bühne stehen. Mittlerweile ist es die vierte Veranstaltung dieser Art und in den letzten Jahren hatten wir regelmäßig eine "volle Hütte". Ich glaube, den Leuten hat es sehr gefallen. In diesem Jahr sind unter anderem die DM-Tribute-Band Forced To Mode, Patenbrigade Wolff und mein eigenes Projekt Blind Passenger mit dabei.

DM-Tour:
Schon das Line-Up der Festivals lässt keinen Zweifel daran, welcher musikalische Grundtenor die teilnehmenden Bands vereint. Wie sehr fühlst du dich heute in der "Schwarzen Szene" beheimatet?

Nik Page:
Die Schwarze Szene ist ein sehr breites Feld. Es gibt wohl kaum eine andere Musikszene, die so viele unterschiedliche Stile in sich vereint. Zwischen Gothik Metal, Mittelalter oder Synthie-Pop liegen quasi Welten. Meine eigene musikalische Heimat sehe ich beispielsweise in der Tradition von Base und Elektro-Pop - wo Depeche Mode absolut prägend waren. Ohne die Band hätte es meine musikalischen Projekte wahrscheinlich nie gegeben.

Blind Passengers, 1997 (Foto: Nik Page)

DM-Tour:
Erzähl mir mehr über deine Anfänge! Gab es zu DDR-Zeiten ein Schlüsselerlebnis, das dich zur elektronischen Musik gebracht hat?

Nik Page:
Zum Depeche-Mode-Fans geworden bin ich 1984 mit Veröffentlichung der "Some Great Reward". Damals beeindruckten mich Songs wie "People Are People" oder "Master And Servant". Und bis heute ist DM meine Lieblingsband geblieben. Auch wenn es zwischendurch immer mal wieder Veröffentlichungen gab, die mich nicht so sehr begeisterten, wie die Alben in den 80er- und 90er-Jahren - es wird für mich immer die wichtigste Band bleiben.

DM-Tour:
1987 hast du in Ost-Berlin, zusammen mit Rayner Schirner, die Gruppe Blind Passengers gegründet, deren Synthie-Pop-Hymnen wie "Walking To Heaven" oder "Small-Town Night" bis heute unvergessen sind. An welchen Bands habt ihr euch damals orientiert?

Nik Page:
Die größte Inspiration für uns waren - natürlich Depeche Mode. Aber es gab auch andere tolle Bands, an denen wir uns orientiert haben. Eine große Rolle spielte beispielsweise Anne Clark. Als wir 1995 ihre Deutschland-Tour als Support begleiten durften, war dies eine große Ehre für uns. Jahre später, nach der Wiederbelebung bzw. Neugründung des Blind-Passenger-Projekts, fand unser erstes Konzert wieder mit Anne Clark statt. Schön, dass sich der Kreis an dieser Stelle geschlossen hat.


DM-Tour:
Unter Federführung deines Klassik-Pop-Projekts Songs Of Lemuria wurde 2006 die EP "Shake The Disease" veröffentlicht, eine Tribute-CD mit fünf Cover-Versionen von Depeche Mode. Welche Songs der Briten haben dich bis heute am meisten beeindruckt?

Nik Page:
Das Projekt Songs Of Lemuria ist ja musikalisch das komplette Gegenteil von Blind Passenger. Dort werden Lieder aus dem Wave-Bereich in ein Gewand gepackt, was eher an klassische oder Kammermusik erinnert. Bei der Auswahl der Songs für die EP spielte daher zunächst eine Rolle, welche Stücke sich für ein klassisches Arrangement anbieten. Bestimmte "Lieblings-Songs" von DM herauszupicken, fällt mir allerdings schwer - es gibt einfach zu viele …

DM-Tour:
Wann und wo hast du Depeche Mode in Berlin zum ersten Mal live gesehen? Und wie sehr hat dich dieses Erlebnis geprägt?

Nik Page:
1988 war ich mit meinem ehemaligen Kollegen von Blind Passengers, Rayner Schirner, tatsächlich beim legendären DDR-Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle. Wir hatten für knapp 300 Ostmark Karten auf dem Schwarzmarkt erstanden. Und auch wenn sich damit wohl einige FDJ-Funktionäre ihr Taschengeld aufgebessert haben, waren wir froh, dabei zu sein. Denn vor der Halle standen zahlreiche Fans, die weniger Glück hatten. Zum Auftritt selbst muss ich sagen, dass ich bei keinem anderen Konzert wieder so viel Gänsehaut hatte, wie an jenem Abend. Es war ein unglaubliches Erlebnis - für zwei "Ossis", die Depeche Mode bislang nur von Bravo-Postern, aus dem Fernsehen und von überspielten Kassetten kannten. Mag sein, dass es nur eine subjektive Wahrnehmung war, schließlich waren wir damals "ausgehungert" nach solchen Events. Aber für mich persönlich hat es nie ein emotionaleres Konzert gegeben.

Ekstatische Fans beim Depeche-Mode-Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle (Foto: Gabriele Senft)

DM-Tour:
Du begleitest die DM-nahe Szene in Berlin nun schon seit vielen Jahren. Gab es in deinen Augen einen spürbaren Wandel - und was wird sich wohl niemals ändern?

Nik Page:
Inwiefern sich die DM-Szene in Berlin verändert hat, kann ich nicht wirklich einschätzen. Ich finde nur schade, dass es die großen Veranstaltungen in der Arena nicht mehr gibt. Die waren immer ein Highlight. Regelmäßige Depeche-Mode-Partys wird es aber auch weiterhin geben.

DM-Tour:
Bist du hin und wieder selbst als DJ tätig?

Nik Page:
Ich lege seit Jahren regelmäßig bei 80er-Jahre- oder Wave-Partys auf, was mir riesigen Spaß macht. Eine reine Depeche-Mode-Party habe ich als DJ jedoch noch nicht gemacht. Da gibt es in meinen Augen ausgewiesene Spezialisten.

DM-Tour:
Musikalisch bist du mit Blind Passenger, Songs Of Lemuria sowie deinem Soloprojekt Nik Page extrem breit aufgestellt. Gibt es aktuelle Neuigkeiten aus deinem Sound-Universum?

Nik Page:
Auf jeden Fall! Im Dezember vergangenen Jahres erschien in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Sound-Tüftler Modekay eine Cover-Version des berühmten Cure-Klassikers "A Forest". Dazu gibt zwei tanzbare Remixe der eigenen Nummer "Rape My Soul". Ich hoffe, die Leute sind mit dem Resultat zufrieden.


DM-Tour:
Prima, dann bedanke ich mich bei dir für das interessante Interview - und wünsche euch viel Erfolg beim diesjährigen SinCity-Festival in Berlin.

Nik Page:
Gerne, ich bedanke mich auch.


Interview: © 2016 Christian Haase (DM-Tour).
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